Journalist Jonas Schaible hat im Spiegel kürzlich das Essay „Was, wenn die besten Jahre vorbei sind?“ (leider hinter Paywall) veröffentlicht, auf Twitter postete er eine Kurz-Zusammenfassung. Hier ein paar Snippets:
5. Wir liegen aktuell mit den globalen Emissionen irgendwo zwischen einem Pfad, der nach IPCC-Modellierung in 2300 gut 3 Grad mehr bringt oder gut 8 Grad (was durchaus das Aussterben des Menschen bedeuten könnte)
Jonas Schaible (Twitter)
6. Es gibt aber auch noch die Zeit vorher. Es gibt die Zeit bis zum Endpunkt der Erhitzung, der erst erreicht sein wird, wenn die menschengemachten Emissionen (und die vom Menschen angestoßenen natürlichen) bei 0 sind. Eine Zwischenzeit, ein Interregnum: unser Leben.
7. In dieser Zeit wird es, selbst wenn wir jetzt global die ökologische Transformation in revolutionärer Geschwindigkeit schaffen, noch ein ganzes Stück heißer. Und heißer heißt nicht überall und immer, aber im Mittel: instabiler, chaotischer, ungewisser, unplanbarer.
8. Ich glaube, wir haben noch überhaupt nicht auf dem Schirm haben, was das bedeutet – obwohl der Prozess natürlich schon ein paar Jahrzehnte läuft. Die Erwärmung ist ja bereits im Gange, aber sie geht weiter und die Folgen werden immer und immer spürbarer.
9. Zu oft verlaufen Auseinandersetzungen irgendwo zwischen düster-dystopisch-zynischer Beschwörung der totalen Apokalypse oder naiv-frohgemuter Hoffnung darauf, dass schon alles gut wird. Doomer vs. „Ok, Doomer“. Beides ist unrealistisch, beides hilft nicht.
Sein Appell, den ich sehr fühle:
23. Wir müssen weiter alles tun, um die Erhitzung bestmöglich zu bremsen, um die Transformation schnellstmöglich zu schaffen – aber zugleich müssen wir auch auf die Zeit vorher schauen. Wenn man so will: mentale, lebensplanerische und politisch-ideologische Adaptation betreiben.
24. Wir sind gerade erst dabei, zu erahnen, wie sehr diese Schubumkehr der Geschichte unser individuelles und kollektiv-politisches Denken, Fühlen und Handeln verändern muss. Ehrlich gesagt: Verändern wird, unweigerlich.
Jonas Schaible (Twitter)
Auf Twitter postet er immer wieder zu diesen Themen, heute auch in Bezug auf die unterschwelligen Gefühle von uns allen:
„Ich habe mit Psychologie nichts und mit Sozialpsychologie so gut wie nichts am Hut, ich halte wenig von Kollektivpsychologie, aber wir werkeln hier alle so vor uns hin, und der allergrößte Teil dürfte im Inneren überzeugt sein, dass es bald richtig bergab geht. Das muss doch Verwerfungen erzeugen, jetzt oder in Zukunft, vorhersehbarer oder unvorhersehbarer Art.“
Jonas Schaible (Twitter)
Jonas Schaible hat auch das Buch Demokratie im Feuer veröffentlicht, hierzu erschien letzte Woche die Aufzeichnung einer Lesung.
On the bright side: Auf Social Media sehe ich immer öfter wie Personen den Reality Check machen und sich auch deutlich offener zu ihren Gefühlen bzgl. der nächsten Jahre äußern. Könnte daraus vielleicht auch neuer Schwung entstehen? Ein neues ehrlicheres Reden über die Zukunft sowie auch neuer politischer Spielraum?
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