Wo wird der Kampf gegen die Erderhitzung denn mal konkret? Wo sieht man den Prozess hin zur Klimaneutralität? Ein Beispiel: Die österreichische Stahlindustrie.
Kontext: Die österreichische Regierung hat das Ziel, dass Österreich bis spätestens 2040 klimaneutral ist. Dahinter steht das Ziel der Europäischen Union, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein (im Rahmen des europäischen Green Deals). Das Hinarbeiten auf diese Ziele ist extrem wichtig, um die Erderhitzung für nachfolgende Generationen so weit wie möglich zu begrenzen – und die Klimakrise mit all ihren Konsequenzen nicht noch weiter eskalieren zu lassen.
In der Praxis bedeutet das: Die Industrie muss ihren Treibhausgas-Ausstoß in den nächsten Jahren radikal reduzieren:
„Auf die Unternehmen kommen durch den Green Deal große Veränderungen zu. Stefan Fink, Chefökonom beim Wirtschaftsprüfer KPMG: „Rund 80 Prozent der geplanten Maßnahmen betreffen Unternehmen.“ Zunächst werden die geplanten und bereits verankerten gesetzlichen Maßnahmen, große Unternehmen ab 250 Mitarbeiter treffen, mit der Zeit aber alle. Letztlich wird sich jedes Unternehmen gezwungen sehen, seinen CO2-Fußabdruck bis 2050 drastisch zu reduzieren.“
https://www.trend.at/unternehmen/green-deal
Doch was bedeutet das ganz konkret?
Ein Beispiel in Österreich: Die Eisen- und Stahlindustrie ist die CO2-intensivste Branche in Österreich. Sie macht 14% des gesamten Treibhausgas-Ausstoßes von Österreich aus. Hier ist dieser Anteil visualisiert auf klimadashboard.at:
Die zwei Industrieanlagen mit dem höchsten Ausstoß in Österreich sind die beiden Stahlwerke der voestalpine AG (Zahlen von 2021, Quelle: futurezone.at – EU Emission Trading System):
- Stahlwerke in Linz (9,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent)
- Stahlwerk Donawitz (3,0 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent)
Auf klimadashboard.at ist dieser Anteil ebenfalls gut visualisiert. Siehe hierzu die aufgeschlüsselten Emissionen der Industrie – der gesamte untere Teil wird quasi von den beiden Stahlwerken verursacht:
Um die energie- und CO2-intensive Stahlproduktion umzustellen, werden nun Elektrolichtbogenöfen errichtet: Spatenstich für „grüne“ Stahlerzeugung bei voestalpine (orf.at, Oktober 2023).
Auf dem Weg zum „grünen Stahl“ gibt es zwei Challenges:
„Um die Stahlerzeugung „grün“ zu machen, muss man an zwei Hebeln ansetzen: Zum einen beim Energiebedarf, indem man fossile Brennstoffe durch Strom aus erneuerbaren Quellen ersetzt, zum anderen durch Änderungen im Prozess selbst. Denn beim klassischen Hochofen mit LD-Verfahren (Linz-Donawitz-Verfahren) werden Kohle und Koks als Reduktionsmittel verwendet, wodurch ebenfalls CO2 entweicht.“
https://ooe.orf.at/stories/3227586/
Bis 2050 will man mit neuen Methoden und Stilllegung bisheriger Hochöfen eine klimaneutrale Produktion von Stahl ermöglichen:
„Die voestalpine betreibt derzeit fünf Hochöfen, drei in Linz und zwei in Donawitz. Die beiden Elektrolichtbogenöfen (electric arc furnace, EAF), die nun errichtet werden, sollen 2027 in Betrieb gehen und rund 30 Prozent der CO2-Emissionen der voestalpine einsparen – das sind knapp vier Mio. Tonnen Kohlendioxid bzw. fast fünf Prozent der jährlichen Emissionen Österreichs. Grund genug für voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner, vom „größten Klimaschutzprogramm“ der Republik zu sprechen. „Wir bekennen uns zu den Pariser Klimazielen“, betonte der voestalpine-Chef.
2030 sollen zwei weitere Hochöfen abgelöst werden – einer in Linz wird auf Elektro umgestellt, einer in Donawitz stillgelegt – und bis 2050 auch der letzte in Linz. 2050 will man dann klimaneutral produzieren können. Voraussetzung dafür, dass die Emissionsrechnung aufgeht, ist, dass die Elektrohochöfen mit grünem Strom betrieben werden.“
https://ooe.orf.at/stories/3227586/
Um wirklich auf Null-CO2 zu kommen, braucht es in Zukunft allerdings auch genügend grünen bzw. klimaneutralen Wasserstoff. Die bisherigen Reduktionsmittel Kohle und Koks werden vorerst noch mit Erdgas ersetzt laut der Infografik im orf.at-Bericht. Hier ein Video der voestalpine AG:
Hier eine weitere Dokumentation zur CO2-freien Stahlherstellung:
Überall dort, wo man in der Industrie den Ausstoß von CO2 nicht mehr schnell genug auf Null bekommt, spielen übrigens Techniken wie Carbon Capture and Storage (CCS) eine Rolle. Dabei wird das Treibhausgas in den Boden gepresst, welches sonst in die Atmosphäre gelangen würde:
Das Klimadashboard gibt es übrigens auch für Deutschland: klimadashboard.de
Beitragsbild: voestalpine AG Presse-Aussendung „Baustart für voestalpine greentec steel in Linz“ (10.10.2023) – Alle Rechte bei voestalpine AG.
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